Türlersee

Da, wo sich jetzt der Türlersee ausbreitet, lag in alten Zeiten ein schöner Bauernhof mit fruchtbaren Feldern. Der Besitzer hatte ein einziges Kind, eine anmutige, liebe Tochter. Diese war dem jungen Schlossherrn auf der Schnabelburg ins Auge gefallen und er stellte ihr leidenschaftlich nach. Das ehrbare Kind wies aber beharrlich all seine Versprechungen zurück.

Da überredete der Schlossherr den Vater, das Mädchen zu mitternächtlicher Stunde unter allerlei Vorspiegelungen auf das Schloss zu bringen. Er öffnete selbst das Tor und zog die Widerstrebende herein. Als er das Tor schliessen wollte, merkte sie, was vor sich geht und stiess einen Schrei der Verwünschung gegen ihren verräterischen Vater aus.

In diesem Augenblick fuhr ein flammender Blitz vom Himmel und traf ihr Elternhaus. Sie sah, wie sich eine feurige Kluft öffnete und der schmucke und einst so gesegnete Hof mit allen Feldern darin verschwand. Am Morgen aber lag an deren Stelle ein See (nach K.W. Glättli, "Zürcher Sagen", Zürich 1959).